Diamantgutachter Stephan Lindner im Interview
Diamanten sind eine faszinierende Welt für sich, ihr als Feuer bezeichnetes Strahlen und ihre dadurch fast schon mythische Wirkung machen die Naturwunder ebenso schön wie begehrt. Mit dieser Faszination setzen sich Diamantgutachter auseinander. Bei Juwelier Fridrich ist Stephan Lindner einer der Experten auf diesem Gebiet. Im Interview verrät er, worauf man beim Diamantkauf achten sollte und welche persönliche Verbindung er zu den funkelnden Edelsteinen hat.
Woran erkenne ich einen „guten“ Diamanten?
Diese Frage ist schwierig zu beantworten, denn was ist als gut und was als schlecht anzusehen beim Diamanten? Für mich muss ein Diamant immer ein echtes, ein natürliches Mineral sein. Entstanden im Inneren der Erde und fast so alt wie unsere Erde, ist er ein einzigartiges Mineral, das es so kein weiteres Mal gibt. Das ist schon einmal gut. „Schön“ oder „außergewöhnlich schön“ wird der Stein für mich dann, wenn er so hervorragend geschliffen ist, dass einen der erste Blick auf den Stein und seine Ausstrahlung sofort gefangen nimmt.
Welche Größe sollte ich auswählen?
Die Größe hängt maßgeblich davon ab, welches Budget ich zur Verfügung habe. Wenn ich mich dem Thema zu nähern beginne, dann ist ein Stein von 3 mm Durchmesser und 0,10 ct. schon groß für mich. Der in Deutschland verarbeitete Durchschnittsstein ist nicht viel größer. Suche ich dagegen einen besonderen Stein, der sofort ins Auge springt, dann würde ich mich zwischen 0,5 ct. und 1,0 ct. orientieren. Und darüber hinaus sind den Wünschen natürlich keine Grenzen gesetzt.
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Woher kommen die Diamanten?
Diamanten sind unter hohem Druck und hohen Temperaturen kristallisierter Kohlenstoff. Dieser Kristallisationsprozess hat im Erdinneren begonnen, und daher werden Diamanten in Vulkanschloten oder auf den Berghängen erloschener Vulkane gefunden. Die Hauptförderländer sind Südafrika, Namibia, die Elfenbeinküste, Sibirien, Australien und Indien.
Wie werden Diamanten gefertigt?
Der Diamant ist ein Naturprodukt aus reinem Kohlenstoff, der durch hohen Druck und hohe Temperatur im Erdinneren entstanden ist. Über Vulkanschlote ist er mit dem Muttergestein, Kimberlit genannt, an die Erdoberfläche gelangt. Hier wird er im Untertagebau, bergmännisch oder im Übertagebau abgebaut, dann gereinigt, sortiert und an Schleifereien verkauft. Diese schleifen den Stein so, dass er am besten zur Geltung kommt. Heute ist der Brillantschliff immer noch der am häufigsten ausgeführte Schliff bei Diamanten.
Inzwischen werden Diamanten auch im Labor gezüchtet. Diese Steine entstehen ebenfalls unter sehr hohem Druck und sehr hohen Temperaturen. Hier werden in kleinen „Reaktoren“ aus reinem Kohlenstoff, dem chemischen Grundmaterial des Diamanten, Diamanten gezüchtet. Am Ende des Prozesses steht der synthetische Diamant. Diese synthetischen Steine sind in Physik und Chemie dem Diamanten gleich.
Dennoch sind sie eine Kopie des Naturproduktes. Im Preis wesentlich geringer und im Werterhalt unbedeutend. Der synthetische Diamant hat keinen Zweitmarkt. Wie ein echter Picasso immer einmalig ist und eine Reproduktion nie seinen Wert erreichen wird, so ist der natürliche Diamant immer das wertvolle natürliche Unikat, das mit seiner Reproduktion, der Synthese, nie gleichgesetzt werden darf. Das Naturprodukt Diamant ist ein Mythos, es ist während der Entstehung unserer Erde unter hohem Druck und hohen Temperaturen im Erdinneren entstanden. Der Diamant ist somit ein Zeuge unserer Erdgeschichte und damit einmalig. Kein anderes Mineral hat diese Geschichte, kein anderes Mineral diese außergewöhnlichen Eigenschaften wie Härte und Lichtbrechung. Und kein anderes Mineral hat die Geschichte der Schmuckkultur so gestaltet und beeinflusst wie der Diamant.
Worauf sollte ich beim Kauf achten und was gilt es zu vermeiden?
Wichtig beim Kauf eines Diamanten ist das „5. C“ – C für Confidence, Vertrauen, das der Kunde seinem Verkäufer des Diamanten entgegenbringt. Der Verkäufer darf keine „Eintagsfliege“ sein, sondern er sollte über die nötige Reputation und Erfahrung am Markt verfügen und auch morgen noch als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Für den Kauf eines Diamanten sollte der Kunde immer zu einem Fachmann gehen, und hier ist insbesondere der stationäre Facheinzelhandel ganz vorne zu nennen. Der „Juwelier des Vertrauens“ erläutert den Kunden die Details eines Diamanten, berät sie hinsichtlich Größe, Farbe und Reinheit und den Besonderheiten des Schliffes. Der Juwelier steht seinen Kunden auch nach dem Kauf noch zur Verfügung und berät sie kompetent zu Fragen der Verarbeitung des ganz individuellen Schmuckstückes. Und wenn ein Kunde den Wunsch oder die Notwendigkeit eines Verkaufes erwägt, ist es auch der Juwelier, der ihm dabei behilflich ist.
Ganz wichtig ist bei einem Diamantkauf auch die Expertise, mit der der Stein ausgestattet ist. Das Gemmologische Institut von Amerika (GIA), der Hohe Rat von Antwerpen (HRD) oder das Diamant Prüflabor aus Idar-Oberstein (DPL) sind hier über alle Zweifel erhaben. Unbekannte Zertifikate sind immer mit Vorsicht zu genießen. Absolutes „No-Go“ ist es, den Stein blauäugig und ohne Sicherheiten von privat oder von einem dubiosen Händler zu kaufen. Mit absoluter Vorsicht sind auch Online-Händler zu betrachten, bei welchen der Kunde nicht sicher sein kann, ob er einen Stein, der doch nicht erwünscht ist, auch wieder zurückgeben kann. Zumal das korrekte Lesen eines Zertifikates große Erfahrung und Fachwissen erfordert. Nicht jeder Brillant, der 1,0 ct. wiegt, ist auch optisch ein Einkaräter.
Wie groß sollte er sein?
Die Größe des Diamanten hängt ab vom Zweck, für den er gekauft wird, und vom Budget, das zur Verfügung steht. Ist es der Stein zur Geburt, der vielleicht „wachsen“ wird, der Brillant zum Abitur, wenn aus dem „unbearbeiteten Kristall“ ein funkelnder Brillant geworden ist, oder ist es der eine Brillant, der den Solitärring ziert und der das vielleicht schönste „Ja“ im Leben begleitet?
Woraus setzt sich der Preis eines Diamanten zusammen?
Der Preis eines Diamanten wird in € oder US$ per Carat notiert. 1,0 ct. sind 0,2 gr.
Der Preis hängt ab von der Farbe oder besser von der Farblosigkeit des Diamanten, von der Reinheit – je weniger Einschlüsse, umso besser –, von der Größe des Steines und von der Perfektion des Schliffes. Bei gelblichen, bräunlichen oder weißen Steinen ist entscheidend, wie wenig Farbe im Stein sichtbar ist. Je weniger, umso wertvoller ist der Stein. Bei bunten Steinen, sogenannten „Fancys“, ist es umgekehrt: Je intensiver die Farbe, umso wertvoller der Stein. Intensiv rote oder blaue Steine sind die am seltensten gehandelten Steine, aber auch die wertvollsten.
Woher kommt das persönliche Interesse für Diamanten?
Für das erste Referat, das ich in der Schule halten musste, hatte ich mir den Diamanten als Thema ausgesucht. Meine Quellen zu den Hintergründen und zur Geschichte des Diamanten waren mein Vater und mein Onkel sowie das Diamantenbuch von Professor Schlossmacher. Diese Nachforschung und Vorbereitung eines Schulreferates hat die Neugier an diesem außergewöhnlichen Mineral geweckt und mich seither nicht mehr losgelassen.
Was ist Ihr Lieblingsschliff?
Mir persönlich gefällt der Kissenschliff am besten, aber als Juwelier und Kaufmann ist mir der Brillant am liebsten. Er ist der am häufigsten umgesetzte Schliff unter allen Diamanten und der mit großem Abstand am häufigsten verarbeitete Diamant. Nicht umsonst wird in der Umgangssprache selten zwischen Diamant und Brillant unterschieden. Dabei ist das natürliche Rohmaterial immer der Diamant – als Brillant wird nur der Diamant bezeichnet, der mit einem unverwechselbaren Rundschliff mit 56 Facetten, einer Tafel oben und einer winzigen Kalette unten geschliffen wurde.
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