Unser größter Wert: Familienzusammenhalt

Ein Unternehmen, zwei Familien, drei Generationen: Wilhelm und Korbinian Fridrich und Stephan und Leopold Lindner über Zusammenarbeit, traditionelle Werte und neue Ideen.

Juwelier Fridrich ist seit 160 Jahren in München aktiv. Was fasziniert Sie an Ihrer Heimatstadt?

Wilhelm Fridrich: München ist eine Großstadt mit 1,5 Millionen Einwohnern, aber das merkt man nicht, sie ist irgendwie ganz klein und auch gemütlich geblieben. Sagen wir, es ist ein riesiges Dorf! 

Korbinian Fridrich: Das Besondere an München ist die Intimität, die man hier genießt. Die Stadt hat sich ihre Gemütlichkeit und ihren ganz besonderen Charme trotz ihrer internationalen Reichweite bis heute bewahrt.

Wie kam es zur Gründung des Juweliergeschäfts Fridrich vor 160 Jahren und welche Werte wurden seitdem weitergegeben?

Stephan Lindner: Zur Gründung des Geschäfts in München kam es, da der Gründer in Velden an der Vils, wo er zu Hause war, mit Uhren oder Schmuck keine Geschäfte machen konnte. Also hat er ein urbanes Zentrum gesucht, um seine Geschäftsidee zu verwirklichen.

Leopold Lindner: Zum Thema Werte – es ist die Frage, ob man in diesem Zusammenhang Familie als Wert ansieht, denn das ist der größte Wert, den wir besitzen: unser Familienzusammenhalt! Man unterstützt sich und trifft Entscheidungen für Generationen.

Das Geschäft ruht auf den Schultern zweier Familienzweige. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen den zwei Familien und den momentan drei Generationen?

Stephan Lindner: Von der Verantwortung her haben wir das ein bisschen gesplittet: Korbinian kümmert sich als Goldschmiedemeister um das Goldschmiede-Atelier, die Uhrmacher und die Ware. Mein Part ist eher die Verwaltung, der werbliche Auftritt oder auch der Kontakt zu den Behörden. Eingekauft wird immer zusammen.

Korbinian Fridrich: Es ist ein großes Glück für uns, dass wir zwei Familienzweige mit unterschiedlichen Veranlagungen sind. Wir können mit doppelter Leistung die Themen, die uns wichtig sind, angehen und ableisten. Es ist etwas ganz Besonderes für mich, die eigenen Werkstätten voranzubringen. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass mich mein Vater hierbei mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung unterstützt. Stephan ist derjenige, der es in den letzten drei Jahrzehnten unter anderem durch erfolgreiche Marketingmaßnahmen geschafft hat, den Bekanntheitsgrad unseres Unternehmens deutlich zu steigern. Und Poldi, der seinen Vater bereits seit vier Jahren mit viel Enthusiasmus und Einsatz unterstützt, bringt uns mit seinen Ideen und Geschicken nun auch einmal mehr ins digitale Zeitalter.

Wilhelm Fridrich: Damit ein solches Familienkonstrukt funktioniert, muss man es wollen. Es ist wie in einer Ehe, wenn man nicht will, dann funktioniert es auch nicht. Was ich heute ebenfalls sicher weiß, ist, dass es viele Wege gibt, die man nehmen kann, um erfolgreich zu sein. Welchen Weg man wählt, ist nicht so wichtig, er muss nur gut sein!

Bei Ihnen hat traditionell das älteste Kind das Anrecht, ins Familienunternehmen einzusteigen. Was passiert, wenn eines der jüngeren Kinder ebenfalls seine Liebe zu Schmuck und Uhren entdeckt, und gab es schon Ausnahmen von der Regel?

Wilhelm Fridrich: Korbinian ist der Zweitgeborene und wollte schon immer in das Geschäft einsteigen und hat das auch kommuniziert. Sein Glück war, dass sein älterer Bruder irgendwann andere Zukunftspläne hatte, und auf einmal war der Weg frei für ihn. Denn grundsätzlich hat zuerst der oder die Erstgeborene das Recht, bei Juwelier Fridrich einzusteigen. Hier geht es um die Firma, und das darf nicht verwässert werden.

Korbinian Fridrich: Derjenige, der einsteigt, muss natürlich auch qualifiziert und geeignet sein.

Welche Ansprüche in der Ausbildung stellen Sie an die jüngere und nachfolgende Generation?

Leopold Lindner: Die Familie Fridrich ist vom Ursprung sehr handwerklich ausgerichtet. Wilhelm ist Goldschmiedemeister und Uhrmacher, Korbinian ist Goldschmiedemeister und hat noch Betriebswirtschaft studiert. Papa und ich haben uns beide für eine wirtschaftliche Ausbildung entschieden. Zusätzlich sind wir aber alle Diamantgutachter, um ein fundiertes Fachwissen zu haben. Ich kann nur für mich sprechen, aber man lernt in diesem Metier sehr viel durch das Dabeisein. Von anderen Generationen, im täglichen Miteinander und in der Familie.

Stephan Lindner: Für mich war es nicht von Anfang an klar. Ich wollte erst einmal mein Studium beenden und den Diplomkaufmann in der Tasche haben, um mich dann frei entscheiden zu können. Aber das Interesse war natürlich da und mein jetziger Unternehmensalltag ist genau so, wie ich es mir immer gewünscht habe – sehr breit aufgestellt und abwechslungsreich.

Wie finden Sie die richtige Balance zwischen Tradition und Innovation?

Leopold Lindner: Vorsichtig! Man muss gewisse Innovationen mitnehmen und mittragen, um Traditionen aufrechterhalten zu können. Da müssen wir nur an 3-D-Druck oder Laser denken. Wir können nur die Tradition aufrechterhalten, indem wir die Innovation mit einbringen und immer auf dem neuesten Stand ist.

Korbinian Fridrich: Keine Tradition ohne Innovation! Dass unser Unternehmen heute nach 160 Jahren noch existiert, ist vor allem dem Ideenreichtum und den Innovationen unserer Eltern, Groß- und Urgroßeltern zu verdanken. Es liegt nun an uns, das Unternehmen weiter mit der Zeit gehen zu lassen.

Nun mal zum Schmuck. Können Sie uns einige der besonderen Schmuckstücke vorstellen, die Sie speziell für das 160-jährige Jubiläum kreiert haben?

Korbinian Fridrich: Aus dem Atelier Fridrich wird es zwei besondere Schmuckstücke geben. Einmal werden wir unseren Fridrich Solitär mit einem 0,16-karätigen Diamanten ausstatten, sowohl für Finger als auch Hals und Ohr. Den werden wir unseren Kunden zu einem besonders guten Jubiläumspreis anbieten. Und unser neuer Slim-Line Solitär geht mit 1.600 € ins Rennen.

Stephan Lindner: Von NOMOS Glashütte wird es eine Sonderedition geben, die nahe an der Kollektion ist. Es gibt 100 Tangente 38 und 60 Tangente 33. Sie sind ausgestattet mit einem emaillefarbenen Zifferblatt, das es so bei der Tangente bisher nicht gab. Das Modell ist mit einem Glasboden ausgestattet und hat unser Signet auf der Krone und eine kleine Widmung unten in der 6-Uhr-Position. Sehr dezent und zurückhaltend als Sondermodell, für den Kunden aber eine außergewöhnliche und limitierte Uhr, die nicht als Werbeuhr auffällt. Man muss sie erkunden, um zu sehen, dass sie etwas Besonderes ist.

Die Edition ist verbunden mit der Münchner Charity-Organisation Lichtblick Seniorenhilfe. Es ist eine Organisation, die älteren Münchnerinnen und Münchnern hilft, wenn das Geld nicht mehr zum Leben reicht. In einer Millionenstadt wie München ist Hilfe auf privater Basis wichtig, sei es mit Geld oder auch anderen Dingen. Von jeder Uhr, die verkauft wird, gehen direkt 160 Euro an die Organisation.

Welche Bedeutung hat Charity generell für Ihr Unternehmen?

Leopold Lindner: Wie Papa schon gesagt hat, liegt uns Lichtblick München sehr am Herzen. Als Zweites unterstützen wir unter anderem die Care-for-Rare-Foundation. Das ist eine Stiftung, die über Ländergrenzen hinweg hilft, Kindern mit seltenen Erkrankungen Hoffnung auf Heilung zu geben – ohne Ansehen ihrer Herkunft und der finanziellen Möglichkeiten

Was gibt es für Visionen für Juwelier Fridrich?

Korbinian Fridrich (lacht): Der erste Juwelier auf dem Mond zu sein. Nein, mein großes Ziel ist es, dass ich unseren Anteil am Unternehmen in einem ähnlich gesunden Zustand, wie ich ihn bekommen habe, an hoffentlich meine Nachfolger übergeben kann.

Leopold Fridrich: Ich glaube, für uns als junge Generation ist es eine große Sache, das, was die Generationen vor uns geschaffen haben, weiter aufzubauen und vor allem zu erhalten. Man möchte an den Erfolg anknüpfen, diesen Erfolg weitertragen und nicht in 15 Jahren feststellen müssen, dass man deutlich schlechter dasteht als die Generationen vorher. Das solide Familienunternehmen weiterzuführen ist unsere Vision und eine große Aufgabe!

Welchen Rat würden Sie anderen Familienunternehmen geben, um ein langes, kreatives und erfolgreiches Miteinander zu gewährleisten?

Korbinian Fridrich: Es ist wichtig, dass den Nachfolgenden keine Steine in den Weg gelegt werden und die Verantwortung als Ganzes und zum richtigen Zeitpunkt übertragen wird. Ich bin meinem Vater sehr dankbar dafür, dass ihm dieser sicherlich nicht leichte Schritt so erstklassig gelungen ist.

Stephan Linder: Keinen Zwang! Wenn sich ein Weitermachen von selbst ergibt, wenn die Motivation, ein Familienunternehmen fortzuführen, aus dem Inneren kommt, dann läuft das Ganze von selbst.

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